Es ist einer dieser besonderen Momente. Ich bin nicht nur aufgeregt, sondern auch sehr gespannt. Seit Jahren ist Schwängelbells nun schon ein Teil meines Weihnachtskalenders, aber bisher hielt
sich der Besitzer des sexy-versauten Shops immer im Hintergrund. Na ja, natürlich ist in der Vorweihnachtszeit auch immer eine Menge los.
Jetzt sitzt er jedenfalls hier bei mir, gemütlich auf dem Sofa mit einer Tasse Kaffee. Er lächelt zurückhaltend, während ich versuche ihn nicht allzuneugierig anzustarren. Er sieht nämlich ganz
anders aus, als ich es mir vorgestellt hatte. Unser Kontakt hat sich bisher schließlich nur auf Internetbestellungen beschränkt.
Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mal genau wie er heißt. Für mich war er immer Mister Schwängelbells. Ich hätte vorher mal ein bisschen besser recherchieren sollen.
Verlegen trinke ich einen Schluck Kaffee und atme tief durch.
»Würdest du dich vielleicht kurz vorstellen?« (das ist doch ein perfekter Einstieg *gg*)
»Ich heiße Bela und ja, meine Mutter war in ihrer Jugend ein Ärztefan. Das ist sie im übrigen heute noch.«
»Ich kann sie so gut verstehen«, gebe ich grinsend zu. »Die beste Band der Welt.«
»Reicht dir mein Vorname?«
»Mir schon, aber meine Leser würden sich sicherlich über ein paar mehr Details freuen.«
»Also gut. Ich bin knapp 1,95 m. Meine Haare sind braun und man sieht ihnen an, dass ich schon wieder viel zu lange nicht beim Friseur war. Das gilt auch für meinen Bart. Ich werde nicht über
mein Gewicht sprechen, denn ich fühle mich mit meinen Kilos wohl.«
»Du siehst ein bisschen wie ein kuschliger Bär aus«, sage ich kichernd.
»Hm, danke.«
Oh mein Gott, er wird tatsächlich rot!
»Okay, dann lass uns über Schwängelbells reden. Weißt du noch, wie alles angefangen hat?«
»Natürlich!«, erwidert er lachend. »Es war eine unheilvolle Nacht mit meinem besten Freund Markus und zu viel Glühwein. Markus gehört zu den Menschen, die immer immer an Kerzen herumknubbeln
müssen. Jedenfalls hat er aus den Wachsresten einen Penis geformt und meinte, sowas müsste man verkaufen. Ich habe bezweifelt, dass sich jemand dafür interessiert, aber wir haben es
probiert. Zuerst auf ebay, dann mit einem eigenen kleinen Internetshop. Das war eine echt verrückte Zeit.«
»Erinnerst du dich noch an unsere erste Begegnung?«
»Die Geschichte für die Winteranthologie? Natürlich erinnere ich mich. Zuerst dachte ich, was ist das denn für eine komische Frau, die über Schwule schreibt.«
»Mein liebstes Klischee«, unterbreche ich ihn seufzend.
»Na ja, bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie von Gay Romance gehört. Es kam mir seltsam vor, aber da ich gegenüber verrückten Sachen immer aufgeschlossen bin, war ich neugierig.«
»Und? Was hältst du inzwischen von Frauen, die Gay Romance schreiben?«
»Das ist eine Fangfrage, oder?« Er grinst und zwinkert mir zu. »Ich lese nur selten, aber ich mag die romantische Vorstellung von der großen Liebe.«
»Hast du sie schon gefunden?«
»Bisher nicht.«
Er starrt mich an und beginnt zu lächeln. Ich schmunzle ebenfalls, denn ich habe plötzlich ein sehr deutliches Bild vor Augen.
»Schau mal, ich habe eine kleinen Auszug aus der ersten Kurzgeschichte dabei.«
»Von Rentieren und Ritualen«, liest er. Seine Stimme ist voll und tief. Vermutlich würde er sich auch wunderbar als Weihnachtsmann eigenen.
»Ich weiß noch, dass ich mich beim Schreiben köstlich amüsiert habe«, erzähle ich, dann liest er den Text weiter:
„Schatz, was machen die beiden Rentiere auf meiner Tasse?“, fragte ich leise und hielt den Kopf ein wenig schief. Vielleicht würde eine andere Perspektive das Bild verändern. Ich sagte auch
niemals Schatz zu Robert, aber im Moment kam mir diese Bezeichnung passend vor.
„Sie haben sich lieb“, sagte er ernst.
„Sie haben sich sehr lieb, wie mir scheint.“ Ich drehte die Tasse in meiner Hand.
„Ja ... sehr ...“ Das Lachen in seiner Stimme war nicht mehr zu überhören und auch meine Mundwinkel begannen allmählich zu zucken.
„Okay, halten wir mal eben fest: Vor mir brennt ein männliches Geschlechtsteil auf dem Adventskranz, auf meiner Tasse treiben es zwei Rentiere und wenn ich die Serviette von meinem Teller
nehme …“ Ich tat es und verdrehte die Augen. „Natürlich, auch auf meinem Teller tummeln sich kopulierende Rentiere. Wer hätte das gedacht!“ Auf dem Teller war sogar noch deutlicher zu
erkennen, was die Tierchen trieben. Der vordere verdrehte vor lauter Glück die Augen, während den Nüstern des hinteren eine kleine Dampfwolke entstieg. Er schien sich mächtig anzustrengen und es
war ja auch recht kalt, dort oben im hohen Norden … Ich schüttelte den Kopf und legte die Serviette wieder auf den Teller.«
Grinsend sehen wir uns an.
»Hach, das Kaffeegeschirr. Leider ist das nicht mehr im Sortiment. Dafür gibt es aber einzelne Becher mit verschiedenen Motiven. Die diesjährige Kollektion ist echt ganz besonders.«
»Ich weiß«, sage ich schwärmerisch. »Der Künstler ist echt toll.«
»Wir haben mal etwas Neues versucht. Ich glaube, der Erfolg von Schwängelbells liegt in der Kreativität. Und wenn die eigenen Ideen ausgehen, holt man sich ein bisschen Unterstützung.«
»Kannst du von Schwängelbells leben?«, erkundige ich mich neugierig.
»Eher nicht«, antwortet Bela lachend. »Dafür müsste ich das Sortiment wohl deutlich erweitern. Ich arbeite für die Stadt.«
»Interessant«, behaupte ich, aber Bela schüttelt lachend den Kopf.
»Bürokram ist nur selten wirklich interessant. Aber es ist ein guter Job und Schwängelbells ist ein kleiner Ausgleich.«
»Wissen deine Kollegen von dem Shop? Was sagt der Bürgermeister dazu?« Allein der Gedanke bringt mich zum Lachen.
»Ich rede nicht gern über mein Privatleben. Es geht eigentlich niemanden etwas an, was ich in meiner Freizeit mache, allerdings musste ich mein Nebengewerbe natürlich anmelden. Also ja, der
Bürgermeister weiß davon.«
»Dann bist du auch geoutet, oder?«
»Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich auf Männer stehe, aber ich hänge es auch nicht an die große Glocke. Bisher gab es da auch nicht wirklich viel zu berichten.«
»Okay, verstehe. Damit sind wir quasi wieder bei unserem Geheimprojekt angekommen.« Verschwörerisch zwinkere ich ihm zu. Bela verdreht die Augen.
»Ehrlich, du musst das nicht tun. Ich bin mit meinem Leben ganz zufrieden.«
»Ich glaube, da gibt es jemanden, der dich dringend braucht.«
»Das ist Unsinn«, behauptet er, aber ich habe das Blitzen in seinen Augen deutlich gesehen. »Hauptsache es ist nicht Markus. An so ein von besten Freunden zu Lovern- Ding glaube ich nämlich
nicht.«
»Nein, du behältst deinen besten Freund. Lass uns am Ende noch mal zu Schwängelbells zurückkommen.«
»Du sprichst den Namen zu gern aus, oder?«, fragt er amüsiert.
»Natürlich!«, erwidere ich kichernd.
»Ich bin stolz und glücklich, dass die Leute nun schon so viele Jahre an den Produktien von Schwängelbells interessiert sind. Das Geschäft läuft wirklich gut. Es macht mich auch stolz, dass ich
jedes Jahr einen Platz in deinem Weihnachtskalender habe. Ich hoffe, deine Leser mögen das Paket, das ich für sie zusammengestellt habe.«
»Ich bin sehr gespannt«, sage ich und spüre, wie sich mein Puls erhöht.
»Sollte das Interesse größer sein, können sie die Leute auch direkt an mich wenden. Ein paar Bestellungen kann ich noch entgegennehmen. Außerdem sollen sie unbedingt die Seite des Künstlers auf
Instagram mal besuchen. Das lohnt sich auf jeden Fall.«
»Da hast du Recht. Ich werde seine Seite nachher auch verlinken.«
Schmunzelnd trinken wir unsere Tassen leer. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Ich freue mich auf das neue Projekt, das mal wieder vollkommen überraschend aufgetaucht ist.
»Mein lieber Bela. Das war wirklich schön mit dir! Du inspirierst mich jedes Jahr und nun noch auf eine ganz besondere Weise. Danke, dass es dich und Schwängelbells gibt.«
»Hey, nun werd mal nicht sentimental. Wir sind doch ein lustiger Haufen und haben immer viel Spaß in der Weihnachtszeit.«
»Du hast Recht. Ich bin gespannt, was Schwängelbells im nächsten Jahr für uns hat.«
»Ich auch«, erwidert er lachend. Ich werde in eine kräftige Umarmung gezogen.
Hat euch das kleine Interview zum dritten Advent gefallen? Ich bin ehrlich, solche Unterhaltungen mit Protagonisten liegen mir nicht besonders, aber ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen unterhalten.
Und nun folgt unser Gewinnspiel:
Ihr habt bis zum 18. Dezember Zeit, einen kleinen Kommentar unter diesen Post zu schreiben. Erinnert ihr euch noch an eure erste Begegnung mit Schwängelbells?
Am 19.Dezember verkünde ich die vier gewinnenden Personen.
Ich wünsche euch viel Glück und einen wunderschönen dritten Advent!
Schaut doch mal bei Ian's Male Art (iansmaleart) auf Instagram oder auf seiner Webseite vorbei. Es lohnt sich!
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Anja Hoffmann (Sonntag, 13 Dezember 2020 13:01)
Es war ein tolles Interview. Man sieht manchen Menschen halt nicht an, was alles in ihnen steckt. Habt alle einen schönen 3. Advent.
Anne S. (Sonntag, 13 Dezember 2020 13:09)
Wow, ein tolles Interview!
Hat Spaß gemacht ein bisschen hinter die Kulissen von Schwängelbells zu schauen.
Die erste Begegnung damit werde ich wohl nie vergessen �
LG, Anne
Karin Bill (Sonntag, 13 Dezember 2020 13:20)
Das war ein tolles Interview.
Ich wüsste da ja vor lauter Schreck keine Fragen mehr und würde stottern wie verrückt...
Einen schönen Sonntag Euch allen!
Tanja S (Sonntag, 13 Dezember 2020 13:22)
Danke für das Interview �
Ja, ich kann mich gut erinnern und seither gehört diese kleine Geschichte zu meinem Adventsprogramm. Allein der Name „Schwengelbells“ ich lag vor lachen auf dem Boden. Und dann noch die Rentierchen am Türkranz � göttlich.
Bitte gerne noch mehr Geschichten dieser Art!!
Sabine L. (Sonntag, 13 Dezember 2020 14:26)
Ich wünsche einen schönen 3. Advent.
Das war ein tolles Interview. Ich kann mich gut an die Geschichte mit dem Kaffeegeschirr und den anderen Dingen erinnern. Nur beim Drandenken muss ich schon wieder lachen. Bitte weiter so.
Deine aktuelle Geschichte ist auch wieder klasse. Ich freue mich auf mehr.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag, Sabine
Maike U. (Sonntag, 13 Dezember 2020 15:23)
Ich wünsche einen schönen 3. Advent.
Das Interview ist super und ich habe gemerkt, dass ich die Geschichte wieder lesen muss :-)
Piccolo (Sonntag, 13 Dezember 2020 16:48)
Hallöchen,
ich wünsche allen noch einen schönen 3. Advent. Ein ganz tolles Interview, es hat großen Spaß gemacht es zu lesen.
LG Piccolo
Marcus R. (Sonntag, 13 Dezember 2020 17:07)
Liebe Karo,
also entweder haben sich die hier zu Wort gemeldeten Damen alle ein Alias zugelegt und sind eigentlich Männer oder aber ich bin hier tatsächlich der einzige Mann der das liest oder zumindest sich mal traut hier einen Kommentar zu hinterlassen. Das Interview war wirklich mal eine nette Idee und die Postkarte ist echt heiß, genau mein Typ **grins**. Ich freue mich jetzt auch schon wieder auf die Fortsetzung der Weihnachtsgeschichte und hoffe, dass der Nachbar Florian derjenige welche ist.
Liebe Grüße an alle hier und mal ein Aufruf an die Männer, die hier vielleicht nur heimlich lesen, traut Euch!!! Wir sind hier eindeutig in der Unterzahl...
Karin (Sonntag, 13 Dezember 2020 19:22)
Ich würde definitiv von Schwängelbells etwas kaufen. Ich konnte nicht mehr vor Lachen als ich es gelesen habe.
Vielen Dank für das interessante Interview und schönen 3. Advent.
Mimi Guth (Sonntag, 13 Dezember 2020 20:33)
Das Interview war super. Und ich warte dann mal gespannt, wer Bela findet :D
Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht mehr, welche Geschichte die erste Begegnung mit Schwängelbells war. *schäm Wars die Antho? Oder eine andere? Ich komm nicht drauf. Fest steht, immer wenn ich Peniskeksausstecher sehe, muss ich an dich und den Shop denken. *lach
Ich wünsche dir und allen anderen noch einen schönen Abend! ♥
Yvonne (Sonntag, 13 Dezember 2020 21:22)
Der Laden wäre mega und die Kerzen.....so eine Tasse mit Rentieren habe ich jetzt erst gesehen....ist bloß leider nicht für die Arbeit geeignet� so können einen Geschichten verderben.....aber ich liebe sie �die Gedanken sind frei.
Jana P. (Sonntag, 13 Dezember 2020 21:46)
Ich finde das Interview toll, bin gespannt, wer auf Bela wartet � bin mir ziemlich sicher, dass ich in der Adventszeit 2018 deine Weihnachtsgeschichte gelesen habe und da von Schwängelbells hörte � Habs damals sogar gegoogelt, ob es sowas im Inet gibt � wünsche eine tolle Adventszeit, LG
Angelika (Donnerstag, 17 Dezember 2020 13:26)
Ein tolles Interview. Ich hatte beim Lesen die volle, tiefe Stimme von Bella im Ohr.
Ich wünsche noch eine schöne Adventszeit. Liebe Grüße
Daggi (Donnerstag, 17 Dezember 2020 13:59)
Der Name allein ist schon super. Ich würde auch direkt mal stöbern gehen � Allen eine schöne Weihnachtszeit ��
Claudia Lezar (Donnerstag, 17 Dezember 2020 22:27)
Ich hänge wohl wie immer mit allem hinterher, denn meine erste Begegnung ist genau die Zeit her, bei der ich mit DIESEM Post zu lesen begonnen habe. Also wenige Minuten (dafür reicht mein Erinnerungsvermögen noch)