Zum zweiten Advent habe ich wieder ein kleines Geschenk für euch!
Wie immer nehmt ihr mit einem Kommentar unter diesem Post teil. Am nächsten Samstag verkünde ich, wer gewonnen hat.
Ich wünsche euch viel Glück und einen schönen Sonntag!
Und nun geht es weiter mit Bengt und Rik und der besonderen Weihnachtspost!
Ich hoffe, ihr habt ebenso viel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben.
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Die Stille, die sich zwischen uns ausbreitet, ist nicht auszuhalten. Ich starre Rik ungläubig an.
«Wieso bekommen wir so eine Einladung?», frage ich und versuche meinen rebellierenden Magen zu beruhigen. Der schöne Schokoladengeschmack hat sich in meinem Mund in bittere Säure verwandelt.
«Du hast es doch gelesen», sagt Rik leise. «Sie wollen mit uns die Abfüllung einer neuen Whiskysorte feiern, für dessen Geschmack Kevin offenbar allein zuständig war.»
«Aber ich verstehe nicht, weshalb ... also ... wir haben doch schon ewig nichts mehr miteinander zu tun gehabt ...»
«Na ja», unterbricht mich Rik. Seine Haltung strotzt vor schlechtem Gewissen. Ich reiße entsetzt die Augen und kann nicht glauben, dass er wirklich ...
«Du hast hinter meinem Rücken Kontakt zu Kevin?»
«Wir haben vor einigen Wochen angefangen zu chatten. Nicht regelmäßig, aber ...»
«Nein», wimmere ich und springe vom Sofa auf. «Da mache ich nicht mit. Wenn du fahren willst, mach es, aber ohne mich.»
Mir ist schlecht. Mein Kopf dröhnt und meine Beine fühlen sich wie Pudding an, als ich das Wohnzimmer verlassen.
«Bengt», ruft Rik mir hinterher. «Hau nicht einfach ab, sondern lass uns darüber reden.»
«Ich muss dringend duschen», erkläre ich tonlos und verschwinde eilig ins Badezimmer.
Mit zittrigen Händen reiße ich mir die Klamotten vom Leib und stopfe sie in den Wäschesack. Obwohl unser Bad dank der Fußbodenheizung wunderbar warm ist, friere ich wie verrückt. Sogar meine Zähne klappern. Eilig stelle ich mich in die gläserne Kabine und stelle das Wasser so heiß wie möglich. Mit einem leisen Seufzen begrüße ich die angenehme Hitze auf der Haut. Ich lege den Kopf in den Nacken und genieße das Prickeln auf dem Gesicht.
«Nein, nein, nein», dröhnt es in meinem Schädel. Ich hatte mich so auf die Weihnachtszeit gefreut und nun schafft es Kevin erneut, dass alles durcheinandergerät.
Ein kühler Windhauch lässt mich zusammenzucken. Ich öffne die Augen. Rik steht vor mir und lächelt mich zaghaft an. Ohne ein Wort zu sagen, greift er zur Seife und beginnt meinen Körper einzuschäumen.
«Es tut mir leid, Bengt», sagt er, während er meine Nippel umkreist. Ich will nicht, dass mich seine Berührungen erregen, also beobachte ich sein Handeln wütend.
«Kevin war mein bester Freund. Wir haben viel zusammen erlebt, auch wenn ich ihn und seine Art zu leben oft nicht verstanden habe. Trotzdem ... ich weiß auch nicht ...»
Rik kniet vor mir und schäumt meinen Unterleib hingebungsvoll ein. Verdammt, natürlich reagiere ich auf die Zärtlichkeit und die verdammte Manipulation.
«Glaub ja nicht, ich weiß nicht, was du hier machst. Dank Kevin habe ich gelernt, wie leicht es ist, andere Menschen zu manipulieren. Dank ihm habe ich viele Stunden bei meiner Psychotherapeutin verbracht, um überhaupt zu kapieren, was mit mir passiert ist.»
Rik richtet sich wieder auf. Er stemmt eine Hand neben mir gegen die Fliesen und schaut mich eindringlich an.
«Ich war dabei und bin unheimlich stolz darauf, wie sehr du gekämpft hast. Jeden Tag offenbarst du ein Stück mehr von deiner Persönlichkeit. Dieses Selbstbewusstsein ist sexy und ganz wunderbar. Ich bin glücklich, dich zu lieben. Glücklich, dass du mich liebst.»
«Dann verstehe ich nicht, weshalb du mir das antun willst. Ich meine, willst du wirklich dorthinfahren?»
«Es ist unser freies Wochenende. Ein kleiner Ausflug in den Harz, verschneite Wälder, ein gemütliches Zimmer und eine Whiskyverkostung. Das klingt doch gar nicht schlecht.»
Ich schüttle den Kopf, spüle den Schaum vom Körper und dränge mich an Rik vorbei, aus der Dusche heraus. Grummelnd greife ich nach meinem Handtuch und rubble mich rasch trocken. Nackt verlasse ich das Bad und gehe ins Schlafzimmer. Ich verkrieche mich unter der Decke und versuche einzuschlafen, ehe Rik ins Bett kommt. Natürlich gelingt es mir nicht. Ich beobachte ihn aus schmalen Augenschlitzen und finde mich kurze Zeit später in einer festen Umarmung wider.
«Das war wohl eine wirklich dumme Idee», flüstert er und atmet tief durch. «Ich habe unseren Abend verdorben.»
«Nicht du», brumme ich. «Sondern Kevin.»
«Ich behaupte nicht, dass wir alle vier Freunde fürs Leben werden sollen, aber ich mag den neuen Kevin und ich würde meinen früheren besten Freund gern noch mal neu kennenlernen. Aber ich will das nicht hinter deinem Rücken machen.»
«Jetzt weiß ich es ja, also musst du dir keine Sorgen machen.»
«Bengt, ich will dich dabeihaben.»
«Warum?», frage ich und spüre, wie meine Verbissenheit nachlässt. Ich habe viel mit der Therapeutin über Kevin gesprochen und musste einsehen, dass er nicht allein Schuld an unserer toxischen Beziehung hatte. Natürlich hat er meine Unsicherheiten ausgenutzt und geschickt manipuliert, aber ich habe mich nicht gewehrt, weil ich dachte, es muss so sein. Inzwischen habe ich gelernt, wie sich eine echte Partnerschaft anfühlt. Rik macht mich glücklich, aber das ist nur die halbe Wahrheit, denn in erster Linie mache ich mich glücklich. Es fällt mir nicht leicht, auf mich zu achten, aber ich werde immer besser.
«Ich komme mir wie ein Arschloch vor», sagt er nach einer Weile. «Ich will dich nicht bekehren, nur ein bisschen überzeugen. Und ich hatte es ein bisschen anderes geplant. Weniger dramatisch, sondern mit der Aussicht auf einen Kurzurlaub. Kevin hat mir eine Pension empfohlen und ich habe da tatsächlich ein Zimmer bekommen. Willst du nicht zumindest darüber nachdenken?»
Ich würde so gern entschieden nein sagen und diese Karte zerreißen, aber ich weiß, dass sich auf diese Weise keine Konflikte lösen lassen.
«Vielleicht», sage ich schläfrig und drücke meine Nase gegen Riks warme Haut. Er riecht so gut. Sein gleichmäßiger Herzschlag sorgt dafür, dass ich einschlafe.
Der Duft von frischem Kaffee und warmen Brötchen weckt mich am nächsten Morgen. Blinzelnd öffne ich die Augen. Rik steht mit einem Tablett im Türrahmen und lächelt mich liebevoll an.
«Guten Morgen», sagt er und kommt näher. Er setzt sich auf die Bettkante und stellt das Tablett auf seinen Schoß.
«Das riecht so lecker.» Ich atme tief ein und seufze schwärmerisch.
Es sind keine Brötchen, sondern Croissants, die Rik aufgebacken hat. Er tunkt eins davon in Marmelade und hält es gegen meine Lippen. Ich beiße ab und kaue genüsslich. Rik beugt sich vor und stiehlt sich einen süßen Kuss von meinen Lippen. Er stupst mit der Nase gegen meine.
«Hast du gut geschlafen?», fragt er leise.
«Sehr gut», erwidere ich und verlange nach einem Schluck Kaffee.
Ich bin zwar schnell eingeschlafen, aber kurz nach Mitternacht wieder aufgewacht. Leise habe ich das Schlafzimmer verlassen und mich im Schein des Weihnachtsbaums aufs Sofa gesetzt und nachgedacht.
Offenbar war der erste Schock verflogen. Als ich erneut die Karte in die Hand genommen habe, fühlte sie sich weniger bedrohlich an. Ganz im Gegenteil. Auf einmal war ich neugierig auf Kevins Leben. Es ist absolut unvorstellbar für mich, dass er in einem Dorf irgendwo in den Bergen lebt und dort offenbar glücklich ist. Vielleicht sollte ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen. Und vielleicht sollte ich auch Rik zugestehen, an eine Freundschaft zu glauben, die für ihn früher wichtig war.
«Ich habe nachgedacht», sage ich deshalb und schaue Rik aufmerksam an. «Es ist nicht so, dass ich mich darauf freue. Genaugenommen macht es mir sogar Angst, aber vielleicht ist das der richtige Antrieb. Vor dieser Einladung habe ich eigentlich gar nicht mehr an Kevin gedacht, aber jetzt ist sie nun mal da und selbst wenn ich sie zerreiße, kann ich den Inhalt nicht einfach aus meinem Kopf löschen.»
«Bengt, ich ...»
«Nein», unterbreche ich ihn und lächle ihn schief an. «Wir werden diesen Ausflug machen. Ein besonderes Wochenende, ein Treffen mit Kevin und all diesem Whisky. Notfalls kann ich mich damit ordentlich betrinken.»
«So schlimm wird es mit Sicherheit nicht werden», behauptet Rik.
«Von deiner Zuversicht wird dieses Wochenende abhängen. Wenn die Begegnung mit Kevin scheiße für mich ist, musst du dir etwas wirklich Großartiges einfallen lassen.»
«Ich könnte dir unter dem Weihnachtsbaum einen Antrag machen», erwidert er schmunzelnd.
«Das wäre eine Möglichkeit», sage ich und spüre wie mein Herzschlag sich beschleunigt. «Dann würden sich die Tanzstunden auch lohnen», nuschle ich und schnappe mir ein zweites Croissant, denn das andere hat Rik inzwischen aufgegessen.
«Dann sage ich zu?», fragt er und schaut mich eindringlich an.
«Ja.» Ich atme tief durch und hoffe, dass ich diese Entscheidung nicht bereue.
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Anja Hoffmann (Sonntag, 05 Dezember 2021 12:53)
Mein Herz schilzt dahin und endlich bekomme ich etwas Weihnachtsstimmung.
LG Anja
Anne S. (Sonntag, 05 Dezember 2021 15:48)
Liebe Karo, dein Adventskalender ist einfach nur toll, danke dafür!
Piccolo (Sonntag, 05 Dezember 2021 16:02)
Hallo Karo,
das steht also in der Karte. Bengt war nicht begeistert. Dir Einladung hat ihn sogar Angst gemacht.
Aber eine Nacht schlafen und Riks Versicherungen haben seine Meinunf ändern lassen. Sie fahren in den Harz.
LG Piccolo
Jana P. (Sonntag, 05 Dezember 2021 18:45)
Dein Weihnachtskalender, deine Geschichte ist wieder besonders� Ich kann Bengt so gut verstehen, seine Ängste. Aber er ist auch nicht verbohrt und will einen Versuch wagen, er hat ja Rik an seiner Seite � Wieder liebevoll geschrieben, freu mich auf die Reise� Wünsch dir und deiner Family auch einen schönen 2. Advent �
Anna (Sonntag, 05 Dezember 2021)
Liebe Karo,
es ist schön zu sehen wie mutig Bengt ist und ich hoffe er wird belohnt.
Ich wünsche dir eine schöne Woche.
LG Anna
Sandra Stepan (Montag, 06 Dezember 2021 10:44)
Vielen Dank für den tollen Adventskalender und deine Mühe. Wünsche dir noch eine schöne Vorweihnachtszeit �