Ein Häppchen aus einer alten Geschichte. Erinnert ihr euch noch an Malte, der sich in den Vater seines besten Freundes verliebt hat und dessen Weihnachtswunsch dank einer Kugel von Schwängelbells in Erfüllung ging?
Die Weihnachtszeit ist eine Zeit der Traditionen. Die meisten Menschen beginnen stets zur gleichen Zeit mit dem Schmücken der Wohnung, des Gartens, der Fenster ... Ein Adventskranz oder zumindest vier Kerzen, von denen Sonntag für Sonntag eine weitere angezündet wird. Der Barbarazweig am 04. Dezember (ich habe in diesem Jahr leider keinen), Plätzchen backen, Lebkuchenhäuser bauen, Basteln, Weihnachtsmärkte, Weihnachtsfeiern und der übliche Weihnachtsstress ...
Und hier auf meinem Blog gibt es schon so viele Jahre die Tradition einen Blick bei Schwängelbells reinzuwerfen.
Leider ist der Besitzer unseres liebsten Internetshops ein bisschen beleidigt (ich hatte es ja gestern schon angedeutet). Ich habe ihn versucht zu erklären, dass ich quasi gar nichts geschrieben habe, zumindest nichts fertigbekommen habe, abgesehen von ein paar Kurzgeschichten. Meine Erklärungen haben ihn jedoch nicht wirklich besänftigt. Ich kann ihn verstehen, aber es ändert ja nichts. Vielleicht wird 2023 sein Jahr ... Jedenfalls hatte er auch keine Lust, sich etwas Neues einfallen zu lassen. Er meinte, ich hätte noch so viel schöne Sachen, also habe ich ein kleines Set für euch zusammengestellt und ein bisschen weiße Schoki für euch geschmolzen und in eine besondere Form gebracht.
Eigentlich wollte ich auch mal Kakaobomben probieren, aber die sind leider alle zerbrochen.
Wenn euch das Set gefällt, dann hüpft mit einem Kommentar in den Lostopf und mit etwas Glück könnt ihr noch vor Weihnachten Kaffee, Tee, Kakao ... aus der Tasse mit einem Stück Schokolade genießen.
Ich wünsche euch einen schönen, gemütlichen Sonntag im Schein von drei Kerzen.
8.
Ich stelle mich hinter ihn, greife unter seine Arme und versuche ihn aufzurichten. Inzwischen bin ich mir sicher, dass mit dem Weihnachtsmann alles in Ordnung ist, abgesehen von dem heftigen Rausch. Natürlich ist er mir nicht behilflich, sondern hängt wie ein nasser Sack in meinen Armen. Als er jedoch endlich steht, dreht er sich blitzschnell um und schlingt die Arme um meinen Hals. Er drängt sich dicht gegen mich, sodass wir beinahe mit den Nasenspitzen zusammenstoßen. Wenn er mich weiterhin anatmet, werde ich auch noch besoffen.
«Alles Mist», schimpft er. «Doofes Fest … Frau´n …. Frauen sind das allerallerallerletzschte!»
Ich fühle mich hilflos und befangen. Obendrein löst seine Nähe ein seltsames und absolut unpassendes Kribbeln aus.
Seufzend schiebe ich uns in Richtung der Beifahrertür. Immerhin bewegt er seine Füße eigenständig, aber er hält sich wie ein Klammeräffchen an mir fest.
«Wie wäre es, wenn ich den Weihnachtsmann erst einmal nach Hause fahre?» Das ist eine rhetorische Frage, auf die es nur eine richtige Antwort gibt.
Ich befreie mich aus seiner Umarmung und lehne ihn gegen die hintere Tür, um die andere zu öffnen.
«Ich will nich nach Hause», jammert er und will erneut die Flasche ansetzen. Diesmal bin ich jedoch schneller und nehme sie an mich.
«Du hast genug. Das war übrigens die falsche Antwort.» Ich schmunzle über seinen irritierten Blick. Verdammt, er ist echt süß.
«Hey, das isch meine Flasche», zetert er.
«Setz dich ins Auto. Ich fahre dich nach Hause, damit du deinen Rausch ausschlafen kannst. Aber wehe du kotzt.»
Er schafft es ohne meine Hilfe auf den Sitz und schnallt sich sogar an. Ich werfe die Tür heftiger zu als nötig und gehe auf die andere Seite. Verdammt, ich hätte noch eine halbe Stunde länger arbeiten sollen.
Bevor ich einsteige, entsorge ich die Flasche in einem der Mülleimer, die sich auf dem Parkplatz befinden. Tief durchatmend lasse ich mich auf den Fahrersitz fallen und starte den Motor.
Das Auto stinkt bereits jetzt nach Schnaps, also öffne ich ein Fenster einen Spaltbreit.
«Verdammt!», murmle ich und wende mich dann dem unbekannten Mitfahrer zu. Ein betrunkener Weihnachtsmann. Das glaubt mir niemand.
Er schaut mich ebenfalls an. Diesmal scheinen seine Augen mich wirklich wahrzunehmen, denn sie weiten sich zuerst erstaunt, bevor er sie zusammenkneift und die Stirn runzelt.
9.
«Du hast mich angefah´n», stellt er erneut fest.
«Du bist mir vors Auto getorkelt», erwidere ich und stelle das Licht im Innenraum an.
«Hab kein Auto geseh´n.» Er mustert mich erneut aus großen Augen. Sie sind unglaublich blau. Sein Gesicht ist schmal und ebenmäßig. Offenbar hat er den typischen weißen Bart bereits irgendwo unterwegs verloren. Er zieht die Unterlippe zwischen die Zähne. Eine Geste, die erneut ein Kribbeln heraufbeschwört. Nervös lecke ich über meine Lippen und frage mich, wie es wohl wäre, ihn zu küssen. Das ist absurd.
«Du starrst mich an», stellt er fest.
«Also, wohin soll ich dich bringen?», frage ich und spüre, wie meine Wangen vor Verlegenheit heiß werden.
«Mir egal», murmelt er, legt den Kopf nach hinten und schließt die Augen.
«Super», brumme ich und klopfe nervös mit den Fingern auf das Lenkrad. «Vielleicht ist ein Krankenhaus die beste Lösung.»
«Mag keine Krankenhäuser», nuschelt er und gähnt ausgiebig.
«Wohin dann? Kannst du mir nicht einfach deine Adresse verraten?»
«Nich´ nach Hause.»
Für einen Moment überlege ich, ihn zu durchsuchen. Er hat bestimmt ein Portemonnaie mit Papieren und seiner Adresse dabei. Oder ein Handy ...
«Wieso fährst´n nich´»,fragt er nach einer Weile. «Rumsteh´n is´doof.»
«Großartig», grummle ich und sorge dafür, dass sich das Auto in Bewegung setzt. Diesmal beobachte ich die Ausfahrt genau, denn ich brauche nicht noch einen Weihnachtsmann auf meiner Motorhaube.
Ich setze den Blinker und fahre zu meiner Wohnung. Ich weiß nicht, was ich sonst machen soll. Was, wenn er … keine Ahnung … wenn seine Familie auf ihn wartet und sich Sorgen macht?
Er könnte ein Einbrecher sein, dem ich gerade zur Flucht verhelfe. Im Sack ist seine Beute. Ich werfe einen schnellen Blick auf den Jutebeutel, der allerdings leer zu sein scheint.
Vielleicht ist er ein Mietweihnachtsmann und irgendwo wartet eine Familie mit Kindern auf ihn. Wobei es sicherlich besser ist, wenn er nicht erscheint. In diesem Zustand ist er kein schöner Anblick für Kinder ... für niemanden.
Ich kenne mich nicht mit den Weihnachtsbräuchen aus, aber er wirkt nicht wie ein Weihnachtsmann. Zu jung, zu dünn und ... ich atme tief ein und verziehe das Gesicht: zu betrunken.
Da ich mich verantwortlich fühle, nehme ich ihn mit zu mir nach Hause. In diesem Zustand ist er ohnehin zu nichts fähig.
Ein leises Schnarchen bestätigt, dass der Typ eingeschlafen ist.
10.
Eine halbe Stunde später parke ich den Wagen in der Einfahrt meines Hauses. Es ist das Einzige in der Straße ohne Festbeleuchtung. Keine Lichterketten, kein geschmückter Baum im Vorgarten und auch keine leuchtenden Rentiere. Neben all den anderen Häusern wirkt es besonders dunkel und ein bisschen einsam.
Als ich den Motor ausschalte, öffnet der Weihnachtsmann die Augen. Er sieht sich verwirrt um, runzelt die Stirn, schaut mich an, dann gleitet sein Blick zum Seitenfenster.
«Wo sind wir?», fragt er und klingt deutlich klarer.
«Vor meinem Haus.»
Erneut wandert sein Blick zu mir. Offenbar versucht er sich daran zu erinnern, was passiert ist und wie er in dieses Auto gekommen ist.
«Du hast mich angefahren», stellt er nach einer Weile fest und stöhnt leise.
«Tut mir leid. Hast du Schmerzen? Soll ich dich ins Krankenhaus fahren oder ... also wenn du mir deine Adresse nennst, bringe ich dich nach Hause.»
«Nein.»
«Nein? Auf welche Frage bezieht sich dein energisches Nein?»
«Auf alle. Mir tut nichts weh, außer der Kopf. Ich will nicht nach Hause, aber ich habe Durst. Wo ist meine Flasche?» Er schaut sich tatsächlich suchend um, was mich dazu bringt, leise zu fluchen.
«Ich schätze, du hattest mehr als genug», antworte ich.
«Bist nicht meine Mutter», knurrt er und verschränkt die Arme vor der Brust. «Das Schlimmste für einen Mann sind die Frauen», behauptet er grimmig.
«Aha.»
«Denn sie sind überall.» Seine Stimme klingt wie die von einem der Ältesten, wenn er über den Verfall der Gesellschaft gesprochen hat. «Überall, verstehst du? Als Mann bist du nie vor ihnen sicher … Ü b e r a l l Frauen!»
Der Kopf fällt nach vorn und die Schnarchgeräusche setzen wieder ein.
«Verdammte Scheiße», knurre ich, steige aus dem Wagen und gehe zur Beifahrerseite. Ich beuge mich über ihn und löse den Gurt. Einmal abgesehen von der Alkoholfahne, benutzt er ein angenehmes Parfüm. Holzig, mit einem Hauch Apfel und Zitrone. Für einen Moment schließe ich die Augen und atme tief ein. Ein Anflug von Erregung huscht durch meinen Körper. Sein Gesicht ist nah und diese Lippen sind absolut küssenswert.
Leider faselt er die ganze Zeit von Frauen, also sollte ich jeden erregenden Gedanken vergessen und mich darauf konzentrieren, den Kerl nach drinnen zu bekommen. Alternativ könnte ich ihn auch einfach gegen den Lindenbaum vorn an der Straße lehnen …
11.
«Hilf mir und steig aus», sage ich mit harschem Ton. Tatsächlich bewegt er seinen Körper schwerfällig aus dem Auto. Er geht ein paar Schritte vorwärts, lehnt sich die Hauswand und beobachtet mich. Ich frage mich, was passiert, wenn ich jetzt einfach an ihm vorbeigehe. Würde er hinterherkommen? Offenbar befürchtet er, dass ich ihn stehenlasse, denn er stößt sich ab und stolpert auf mich zu. Instinktiv halte ich ihn fest, während ich den Schlüssel aus der Hosentasche angele.
«Mach dich nicht so schwer», fordere ich stöhnend.
«Bist so kuschelig», nuschelt er und lehnt seinen Kopf an meine Schulter. «Dein Mantel ist fast so weich wie meiner. Fühl mal.» Er wuschelt mit dem weißen Kunstpelz über meine Wange.
«Toll», murre ich und öffne die Tür. Mein Haus ist offen gestaltet. Abgesehen vom Badezimmer gehen die Räume ineinander über. Keine Türen und nur wenige Trennwände. Ich mag es lichtdurchflutet und mit klaren Strukturen. Vermutlich bin ich da durch meine Kindheit geprägt.
Noch ehe ich es ihm anbiete, lässt sich der falsche Weihnachtsmann aufs Sofa fallen und streift sich die Schuhe von den Füßen. Sie fliegen durch den Raum und ich … bereue bereits jetzt, diesen Kerl mitgenommen zu haben. Was habe ich mir nur dabei gedacht?
«Wie heißt du eigentlich?», fragt er mit halbgeschlossenen Lidern.
«Joseph.»
«Joseph? Echt?» Er fängt an zu kichern. «Und wo ist Maria?»
«Wer?» Ich habe keine Lust auf diesen albernen Witz, den ich schon hunderte Male gehört habe.
«Na Maria.» Er richtet sich halbwegs auf. «Maria, deine Frau. Sie ist bestimmt schon im Krankenhaus, kriegt ja schließlich heute das heilige Kind. Von einem anderen. Das ist echt unglaublich. Sie vögelt mit Gott und Joseph muss den Mist ausbaden.»
«Du bist verdammt besoffen», sage ich und kämpfe gegen die Wut an, die seine Worte auslösen. Auch wenn ich die Gemeinschaft verlassen habe, so bedeutet mir der Glaube immer noch etwas.
«Ja, ich bin betrunken, aber es ist noch nicht genug. Du hast nicht zufällig ein Fläschchen da, das wir uns teilen können?»
«Nein. Du hast genug und solltest jetzt schlafen.»
«Joseph, du bist gemein», jammert er und schluchzt dann tief. «Frauen sind überall. Nimm dich vor ihnen in Acht, Joseph. Sie lauern … lauern einfach überall und eh du dich versiehst … weg, einfach weg. Alles weg!»
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Sabrina Schnürer (Sonntag, 11 Dezember 2022 11:44)
Da probiere ich mein Glück Mal wünsche dir einen schönen dritten Advent � hab eine schöne Weihnachtszeit und starte dann mit neuen Mut ins neue Jahr
Piccolo (Sonntag, 11 Dezember 2022)
Hallo Karo, ich wünsche einen schönen 3.Advent.
Auf den Lostopf verzichte ich dankend. Ich hatte letztes Jahr das Glück.
Oh oh, da hat der Weihnachtsmann schlechte Erfahrungen mit Frauen gemacht.
LG Piccolo
Karin Bill (Sonntag, 11 Dezember 2022 14:10)
Also ich finde es ja jedes Jahr von neuem schade, dass es keinen realen Schwängelbellsshop gibt :-)
Da würde ich zu gerne stöbern…
Habt einen schönen 3. Advent alle miteinander ♥️
Anja Hoffmann (Sonntag, 11 Dezember 2022 16:54)
Hallo Karo,
Das Set sieht super aus und erst die besonderen Schoki, da versuche ich doch mal mein Glück.
Schau nicht zurück auf das was Du nach deiner Meinung nicht geschafft hast, sondern starte mit neuen Elan in ein neues Jahr.
Allen noch einen schönen 3. Advent.
LG Anja
Yvonne (Mittwoch, 14 Dezember 2022 13:53)
Was für eine tolle Erinnerung. Danke.