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Zweiter Advent - Sonntag

Da ist sie, die zweite Kerze auf dem Adventskranz, Halbzeit, heute in zwei Wochen ist nicht nur der vierte Advent, sondern auch Heiligabend ... 

Ich wünsche euch einen gemütlichen Sonntag, vielleicht mit einem süßen Weihnachtsfilm oder einem romantischen Buch. Meine Weihnachtsbücher passen ja quasi alle in das Hallmark-Weihnachtsfilmschema, also könnte die sich doch ruhig mal bei mir melden, um eine meiner Geschichten zu verfilmen :))))

Welchen Film würdet ihr euch wünschen? Ich glaube, ich möchte Johannes, Nino und die Pinguine sehen.

Na gut, ich bin absolut dankbar und glücklich, dass ihr meine Geschichten lest. Vielleicht verschaffen sie euch eine kleine Auszeit von der Welt, vom Stress oder von düsteren Gedanken und geben euch ein warmes, weihnachtliches, romantisches und spicy Gefühl.

Hier kommen die nächsten drei Kapitel meiner diesjährigen Adventskalendergeschichte.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!


8. 

Den Rest der Arbeitswoche schleiche ich wie ein Verbrecher durch das Hotel. Ich bestelle das Frühstück auf mein Zimmer, bleibe extralange in der Filiale und ernähre mich abends vom Angebot des Dönerladens, der auch Pizza anbietet. Mein Fastfood esse ich im Bett und schaue so viel fern, wie schon lange nicht mehr. Immerhin gibt es eine Menge Netflixserien, die ich schon lange anschauen wollte.

Es ist verrückt und vermutlich auch ziemlich peinlich, aber das Treffen mit Martin hat die alten Wunden wieder aufgerissen, von denen ich dachte, sie wären bombenfest verheilt. Nach all der Zeit reicht ein Blick, ein kurzes dämliches Gespräch und alles ist zurück. Die Sehnsucht verfolgt mich in meinen Träumen. Ich kann immer noch seine Haut auf meiner spüren, seine Küsse, das vorsichtige Erkunden. Wir waren Teenager. Jede Berührung war aufregend und neu. Damals dachten wir, wir könnten die Welt erobern, aber die Realität ... Ich seufze schwer und versuche, die Gedanken an Martin zu vertreiben. 

Das Wochenende steht vor der Tür. Ich kann unmöglich die nächsten zwei Tage in meinem Zimmer verbringen. Genaugenommen möchte ich nicht mal heute Abend allein sein. 

»Fuck!« Ich stelle mein Auto auf den Parkplatz und entdecke einen roten Reisebus. »Die Touristen stürmen den Weihnachtsmarkt«, murmle ich vor mich hin und fühle mich von der Vielzahl an Leuten, die in der Lobby stehen, regelrecht erschlagen. Der Altersdurchschnitt liegt vermutlich bei 70. Das Stimmengewirr ist ohrenbetäubend. Dagegen kommt nicht mal die Weihnachtsmusik an.

»Meine Damen und Herren«, höre ich Martins Stimme laut. Es wird tatsächlich leiser im Raum.

»Ich begrüße sie ganz herzlich in der Adventsstadt und natürlich auch hier im Stadtschloss. Ich hoffe, Sie haben alle ihre Zimmerschlüssel. Diejenigen, die an meinem Lebkuchenbackkurs teilnehmen, bitte ich in einer Stunde wieder hier unten vor dem Empfang zu sein.«

Ich schaffe es gerade noch, vor den Menschenmassen, zur Treppe zu gelangen.

»Henry«, ruft Martin. Ich drehe mich widerwillig in seine Richtung.

»Hast du Lust mitzubacken? Es sind noch zwei Plätze frei.« Er sieht wie ein verdammter Weihnachtskobold aus und dieses Lächeln ...

»Nein, danke«, erwidere ich hastig und stürme die Stufen nach oben. 

 

9. 

Mein Puls rast und mein Herz spielt »The little drummer boy«. Ich lehne mich von innen gegen meine Zimmertür und versuche, das Chaos in meinem Körper unter Kontrolle zu bekommen. Es ist unglaublich, wie sehr mich Martin noch aus der Fassung bringt. Ich dachte wirklich, das hätte ich hinter mir gelassen. Das alles ... verdammt!

Erschöpft und müde schleife ich mich zum Bett und lasse mich mit dem Gesicht voran auf die Matratze fallen. 

»So ein verdammter Mist«, knurre ich in die Decke und verfluche mich dafür, nicht cool und gelassen zu sein. So viele Jahre, so verdammt viele Jahre und jetzt fühlt es sich an, als wäre das alles erst gestern geschehen. 

»Komm damit klar«, motiviere ich mich selbst und erhebe mich wieder. Ich ziehe meinen Anzug aus, befreie mich von der Krawatte, die mir die Luft zum Atmen raubt und hänge das Hemd ordentlich auf einen Bügel. 

Nach einer ausgiebigen Dusche schlüpfe ich in Jogginghose und Hoodie und mache es mir wieder auf dem Bett bequem. Abgesehen von zwei Flaschen Wasser habe ich keinerlei Lebensmittel mehr im Zimmer. Sogar den Adventskalender habe ich schon komplett leer genascht. Zum Glück fühlt sich mein Magen an, als hätte ihn jemand fest verknotet. Jemand mit Namen Martin!

Netflix schlägt mir eine Menge zuckersüßer Weihnachtsfilme vor. Ich entscheide mich jedoch für »Vikings«. Halbnackte, schmutzige Kerle, von denen mit Sicherheit keiner so süß lächelt wie Martin. Dazu grausames Gemetzel und aufregende Abenteuer. 

Ich weiß nicht, in welcher Folge ich bin, als es an meiner Tür klopft. Verstört drücke ich auf Pause und lausche in die abrupte Stille, denn ich bin mir nicht sicher, ob das Geräusch vielleicht doch eher im Fernseher war. Es klopft erneut. Diesmal besteht kein Zweifel. Verwundert erhebe ich mich und gehe zur Tür.

»Martin«, raune ich entsetzt und das Trommeln in meiner Brust geht sofort wieder los. Für eine Sekunde erwäge ich, die Tür sofort wieder zuzuschlagen.

»Hey! Ich dachte, ich bring dir ein paar Lebkuchen.« 

Er deutet auf das Tablett in seiner Hand, von dem ein himmlisch weihnachtlicher Duft ausgeht. 

 

10. 

»Lebkuchen und Kakao?«, frage ich verwirrt, während sich Martin mit diesem elenden Lächeln gegen den Türrahmen lehnt.

»Du bist nicht zum Backkurs gekommen, also dachte ich, ich ...«

»Da dachtest du dir: ich belästige die Gäste einfach mal gegen ihren Willen?«, frage ich angepisst.

»Ich hatte nicht die Absicht, dich zu belästigen. Es sind nur Gebäck und Kakao.« Er schaut mich ernst an. Das Grün in seinen Augen funkelt wie Smaragde und sorgt für ein Kribbeln in meinem Unterleib. Wie damals! Befinde ich mich etwa in so etwas wie einer Zeitschleife? Es kann doch nicht sein, dass ein Blick reicht, um mir den Kopf zu verdrehen.

Ehe ich eine Entscheidung treffe, wie ich mit seinem Besuch umgehe, schlüpft er an mir vorbei ins Zimmer.

»Fühlst du dich hier wohl?«, fragt er im plauderhaften Ton, als hätte er einen alten Freund wiedergetroffen. Martin stellt das Tablett auf den kleinen Tisch am Sofa ab und schaut zum Fernseher. Das Standbild zeigt Ragnar, blutüberströmt und mit wildem Gesichtsausdruck.

»Wow, Vikings? Das ist mir echt zu hart.« Martin schüttelt sich und grinst mich schief an. »Ich mag es ein bisschen schmusiger, passend zur Jahreszeit natürlich Weihnachtsfilme, dazu Plätzchen und Kakao und das Leben ist perfekt. Aber wir können auch ...«

»Martin«, unterbreche ich ihn genervt. »Was soll das Gerede über Weihnachtsfilme? Ich weiß echt nicht, was du hier willst.«

Verunsichert mustert er mich und fährt sich mit einer Hand durch die Haare.

»Es ist nur so«, sagt er gedehnt und seufzt tief. »Du bist hier und ich ... ich freu mich echt darüber. Also ... dachte ich, dass es dir vielleicht ähnlich geht und wir ein bisschen Zeit miteinander verbringen können.«

Ich starre ihn an und versuche die Bedeutung seiner Worte zu begreifen. Er freut sich, mich zu sehen undhofft, dass es mir genauso geht? 

»Das ist nicht dein ernst«, murmle ich verstört. 

»Sorry«, flüstert Martin und geht eilig zur Tür. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Die ganze Situation erscheint mir vollkommen absurd.

»Warte«, rufe ich ihm nach und seufze tief. »Lebkuchen und Kakao?«, frage ich, während mein Herz beinahe aus der Brust springt. 

Martin nickt zögerlich. Ich setze mich aufs Sofa und klopfe einladend auf das Polster. Er kommt langsam zurück und lächelt dabei scheu. Grübchen bilden sich auf seinen Wangen. Ich bin verloren! 


Am Adventssonntag habe ich auch wieder ein kleines Gewinnspiel für euch. 

Ihr habt bis nächsten Freitag (15.Dezember) Zeit, um einen Kommentar zu hinterlassen. 

Viel Glück!

 

Wir haben hier:

Eine Weihnachtskerze (ich kann es nicht sehr gut, aber ich mache so gern Kerzen), eine Weihnachtstasse mit allen Covern meiner Weihnachtsbücher und die dazu passenden Signierkarten und Naschzeug.

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Kommentare: 3
  • #1

    Anja Hoffmann (Sonntag, 10 Dezember 2023 13:59)

    Liebe Karo,

    Du bist wieder so lieb zu uns mit diesem süßen Gewinnspiel.
    Oh ja, es wäre super, wenn einer deiner Weihnachtsgeschichten verfilmt werden würde. Ich würde gerne Miro und seinen Elf sehen. Die beiden gehen mir einfach nicht aus dem Kopf, genauso wie die Beiden aus der diesjährigen Adventskalendergeschichte.

    Hab noch einen schönen 2. Advent.

    LG Anja

  • #2

    Piccolo II (Sonntag, 10 Dezember 2023 17:48)

    Guten Abend liebe Karo,

    am liebsten sollte alle Weihnachtsgeschichten verfilmt werden, denn entscheiden kann ich mich nicht.

    Es fällt Martin natürlich auf, dass Henry ihn meidet. Da versucht er halt sein Glück und ergreift die Initiative. Er meint es ja nur nett.

    Oh, die Kerze sieht ja toll aus. Die ist mir sofort aufgefallen. Bei den vielen Sachen könnte man glatt alles austeilen und zwei Sieger küren.

    LG Piccolo

  • #3

    Renke Ahlfs (Sonntag, 10 Dezember 2023 22:44)

    Hallo Karo, einen wunderschönen 2. Advent wünsche ich dir. Ich komme gerade vom Weihnachtslieder singen und habe nun deine Geschichte weiter gelesen, mehr weihnachtsstimmung geht nicht. Danke für deine tolle Geschichte.
    Liebe Grüße
    Renke