Wir haben es mal wieder geschafft! Das letzte Wochenendtürchen öffnet sich heute, am vierten Advent und Heiligabend zugleich. Erst mal schnell die vier Kerzen runterbrennen lassen, bevor die Lichter am Baum eingeschaltet werden :)))
Ich hoffe, ihr hatte Freude beim Lesen der kleinen Geschichte. Die letzten drei Kapitel warten ja hier noch auf euch.
Ich mag den Kalender und meine Autorenweihnachtszeit, obwohl ich mich natürlich frage, ob so ein Blog noch "zeitgemäß" ist. Irgendwie hänge ich an den alten Dingen, aber ich habe ein Jahr Zeit, um darüber nachzudenken und jetzt freue ich mich auf die Weihnachtstage mit meiner Familie, auf ein bisschen Ruhe und Entspannung und sogar auf den typischen Weihnachtsstress.
Danke, dass ihr dabei gewesen seid! Ich habe mich über euer Feedback sehr gefreut und wünsche euch eine wundervolle Zeit!
22.
Entgegen jeder Vernunft und meinen Vorsätzen genieße ich die nächsten Tage mit Martin. Ich will ihn spüren, küssen, mit ihm reden und lachen und nichts davon bereuen.
Es ist viel mehr als ein Ausflug in die Vergangenheit. Wir lernen uns neu kennen. Das macht alles noch viel schlimmer, denn ich verliebe mich erneut, und zwar in den Mann, der Martin heute ist. Jede Berührung, jede Umarmung fühlt sich nach einem Zuhause an.
Wir wissen beide, dass die Zeit begrenzt ist, deshalb reden wir nicht über die Zukunft.
Nur in stillen Momenten frage ich mich, wie ich ohne ihn weiterleben soll. Es wird mir mehr als nur das Herz brechen. Ich habe mich damals schon kaum erholt, aber da konnte ich mir noch einreden, dass der Verlust der ersten große Liebe besonders schlimm ist, aber nun. Martin ist wie ein Märchenprinz, der Mann aus den kitschigen Hallmark-Filmen. Bei ihm habe ich das Gefühl, endlich vollständig zu sein. Ich spüre nicht nur ihn, sondern auch mich auf eine Weise ... Oh verdammt! Ich darf die Gedanken nicht zulassen.
Wir werden die Weihnachtstage zusammen verbringen. Martin muss zwar arbeiten, aber sobald er frei hat, werden wir ... oder ich packe morgen meine Tasche und verschwinde heimlich. Der Gedanke, ihn zu verlassen, schnürt meinen Hals zu. Aber ich kann nicht bleiben. Damals habe ich die Türen fest hinter mir verschlossen. Es gibt kein Zurück.
Das Klingeln meines Telefons holt mich in die Realität. Ich räuspere mich und straffe die Schultern, denn ich sitze im Büro und sollte aufhören zu träumen, auch wenn es der letzte Arbeitstag vor Weihnachten ist.
»Marie? Hast du etwa Sehnsucht?«, frage ich, als ich die Nummer meiner Chefin auf dem Display erkenne.
»Wie läuft es denn so?«, fragt sie. Irgendetwas in ihrer Stimme sorgt für ein mulmiges Gefühl im Bauch.
»Ähm, gut. Wieso?«
»Es ist nur ... ich weiß ja, dass du diesen Job nicht übernehmen wolltest, aber ...«
»Marie! Was ist los? Habe ich einen Fehler gemacht? Hat sich jemand beschwert?«
»Nein, nein, wirklich, es ist alles in Ordnung. Mehr als das.«
»Mehr als das?«, wiederhole ich und runzle verwirrt die Stirn. »Sag schon, warum rufst du an?«
»Könntest du dir vorstellen, aus dem vorübergehenden einen festen Job zu machen? Die Filiale zu übernehmen und ...«
»Nein!«
23.
»Denk darüber nach, Henry. Das ist ein echter Karrieresprung.« Maries Worte hallen auch stundenspäter noch in meinem Kopf und bringen mein Herz zum Rasen.
»Karrieresprung«, nuschle ich auf dem Weg ins Hotel. »Blödsinn.« Ich parke den Wagen, atme tief durch und finde nicht die Kraft auszusteigen. Im Auto sitzenzubleiben ist jedoch auch keine Alternative.
Ein großer Reisebus fährt langsam auf das Gelände des Schlosshotels. Die Weihnachtsgäste, von denen Martin erzählt hat. Die Menschen strömen aus dem Inneren, belagern den Vorplatz, wartend, dass die Gepäckklappen geöffnet werden.
Eine Weile beobachte ich das Treiben, dann mache ich mich auf den Weg. Ich gehe nicht ins Hotel, sondern unternehme einen Spaziergang. Vielleicht kann ich unterwegs meine Gedanken sortieren und finde eine Antwort auf das Chaos in meinem Inneren.
Die Stadt gehört zu den ältesten Deutschlands. Liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser, enge Gassen, holprige Pflasterstraßen. So eng und mittelalterlich der Stadtkern ist, so engstirnig ist auch die Einstellung der Umwelt. Allen voran natürlich meine Eltern. Damals habe ich das nicht erkannt, hätte niemals damit gerechnet, dass ich mein Zuhause verlieren würde. Ich dachte, Martin und ich würden für immer zusammenbleiben, hier leben. Für immer.
Ist es Schicksal, dass ich wieder hier bin? Dass Martin und ich erneut zueinandergefunden haben? Und jetzt noch dieses absurde Angebot.
Ich betrachte die weihnachtlich dekorierten Schaufenster, lasse mich treiben und dann sehe ich ihn. Martin stürmt fröhlich lachend aus einem kleinen Geschäft. Die rotgrün gestreifte Mütze auf dem Kopf, wilde Locken, die sich in seinem Gesicht kringeln. Er trägt einen Korb, eilt hinüber zur nächsten Ladentür. Ein kleines Glöckchen klingelt. Er verschwindet im Inneren. Ich gehe hinterher, schaue durch die Scheibe und beobachte, wie er Lebkuchen verteilt. Er passt so perfekt in diese Kulisse, dass mein Herz sich schmerzhaft zusammenzieht. Es ist keine Alternative, ihn mitzunehmen, denn er gehört hierher. Und ich? Wo gehöre ich hin?
»Henry«, ruft er laut und winkt heftig. Er strahlt mich an, während mein Körper vor Glück vibriert.
»Was machst du hier?«, fragt er, kaum, dass er das Geschäft verlassen hat.
»Ich brauchte ein bisschen frische Luft.«
»Wollen wir dort drüben einen Kaffee trinken?«
Ehe ich antworten kann, ergreift Martin meine Hand und führt mich in ein kleines Café, wo wir dicht nebeneinander am Fenster sitzen, Cappuccino trinken und uns ein riesiges Stück Weihnachtstorte teilen.
24.
Es ist Heiligabend, kurz nach 22 Uhr. Martin hat endlich frei. Wir liegen auf dem Sofa in seiner Wohnung, irgendwo in diesem verdammt riesigen Schloss. Es ist das erste Mal, dass ich bei ihm bin und ich wünschte, wir hätten uns weiter in meinem unpersönlichen Hotelzimmer getroffen. Hier ist jeder Ecke, jeder Zentimeter so deutlich von Martin geprägt, dass mir ein bisschen schwindelig ist.
»Das ist ein richtiges Zuhause«, murmle ich und wünsche mir, ein Teil dieser Einrichtung zu sein. Vielleicht eines dieser schwulen Liebesromane in seinem Bücherregal. Als ich sie vorhin entdeckt habe, ist er so niedlich rot geworden.
»Wie sieht es denn bei dir aus?«
»Weniger ...« Ich fuchtle, auf der Suche nach Worten, mit einem Arm herum. »Ich versuche meine Wohnung clean zu halten. Es gibt nur wenig Deko, nichts, was unnötig einstaubt oder ...« Die Wahrheit ist, dass ich nicht den Mut habe, Erinnerungen zu schaffen, mein Herz an etwas zu hängen, was ich wieder verlieren könnte.
All die Bilder an den Wänden, der leuchtende Weihnachtsbaum, die Decken und Kissen auf dem Sofa, die Kleinigkeiten, die für eine gemütliche Atmosphäre sorgen. Ich versuche, nichts davon an mich heranzulassen, aber hier überwältigt es mich.
»Zu kitschig?«, fragt Martin und schaut mich unsicher an.
»Nein, es ist perfekt.« Ich hauche einen Kuss auf seine Nasenspitze. »Absolut perfekt.«
»Wenn ich dich also hier einsperre, dich mit genügend Essen und Sex versorge, würdest du nicht versuchen, in dein cleanes Leben zu fliehen?«
»Was, wenn es nicht nötig wäre, mich einzusperren?«
»Weil du freiwillig bleibst?«
Ich zucke lediglich mit den Schultern, denn ich kann die Worte nicht aussprechen.
»Ich weiß, wir vermeiden es, über die Zukunft zu reden. Vielleicht gibt es auch nichts zu besprechen, weil wir ... weil das hier nicht real ist. Eine Weihnachtsschneeflocke, die nach den Feiertagen taut und uns spurlos zurück in unser vorheriges Dasein katapultiert. Aber ... also, ich verstehe, dass du nicht hier leben kannst. Ich jedoch ...«
»Was?«, unterbreche ich Martin und schüttle energisch den Kopf. »Du kannst hier nicht weg.«
»Natürlich kann ich. Vielleicht nicht sofort und komplett, aber ich könnte pendeln und ... und ... bitte verlass mich nicht, bevor wir alles versucht und jede Möglichkeit ausprobiert haben.«
Martin setzt sich auf meinen Schoß, hüllt uns beide mit einer weichen Decke ein und lehnt seine Stirn gegen meine.
»Ich liebe dich. Im Grunde schon, solange wir uns kennen. Die letzten zehn Jahre haben nichts daran geändert, denn ich verliebe mich auch in den Mann, zu dem du geworden bist. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und mich richtig verhalten, aber vielleicht passiert tatsächlich nichts ohne Grund. Heute weiß ich, wer ich bin, was ich brauche und wie ich mein Leben gestalten möchte. Ich habe keine Angst davor, wie die Leute mich sehen, was andere über mich denken. Ich bin ....«
»Du bist mein Weihnachtswunder«, vollende ich seinen Satz und fange seine Lippen zu einem Kuss ein. Er beginnt süß und verheißungsvoll, wird schnell gierig und sehnsüchtig. Jede Berührung ist wie ein Versprechen, jedes Stöhnen trägt die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft.
Ich habe Martin bisher nichts von dem Job erzählt, weil es immer noch diesen Teil in meinem Verstand gibt, der mich ermahnt, die Kontrolle nicht zu verlieren. Es gab schließlich gute Gründe, zu gehen, aber das beste Argument, um zu bleiben, halte ich im Arm und seine Liebe und Wärme ist das Zuhause, nachdem ich mich gesehnt habe.
»Frohe Weihnachten«, raunt er atemlos.
»Auf eine gemeinsame Zukunft«, flüstere ich in sein Ohr. »Ich liebe dich.«
Ende
Natürlich gibt es auch am letzten Tag des Adventskalenders ein kleines Gewinnspiel.
Diesmal ist es nichts Materielles. Ich dachte, ich probiere mal etwas Anderes und biete euch eine Rolle in einem Buch an.
Der Gewinner bzw. die Gewinnerin sollte mir ein paar Eckpunkte und natürlich den Namen verraten und dann wird er/sie in der Geschichte auftauchen. Natürlich bekommt ihr auch das eBook dazu.
Wenn du Lust hast, Teil einer Geschichte zu sein, dann schreibe einen Kommentar und versuche dein Glück.
Und jetzt feiert Weihnachten, esst Kekse, trinkt Kakao und Glühwein und esst Rotkohl und Klöße und Gänsebraten (egal ob tierisch oder vegan), zündet Kerzen an und lasst euch von Zauber des Lichts verführen.
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Piccolo II (Sonntag, 24 Dezember 2023 13:01)
Liebe Karo, zu schade, dass die Geschichte von Henri und Martin schon zu Ende ist. Ich hätte gern noch mehr von ihnen gelesen. Vielleicht ein kleines Silvester Special?
Ich wünsche dir und deinen Lieben frohe und besinnliche Weihnachten.
Lieben Gruß Piccolo
Karin Bill (Sonntag, 24 Dezember 2023 13:13)
So schade, dass es schon vorbei ist. Ich hab es geliebt und ich danke Dir von Herzen, dass Du Dir immer die viele Mühe mit uns machst ♥️
Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein frohes Weihnachtsfest und eine gute Zeit!
Liebste Grüße,
Karin �
Anja Hoffmann (Sonntag, 24 Dezember 2023 14:36)
Liebe Karo,
vielen lieben Dank für die wunderschöne Geschichte, auch dass Du dir immer soviel Mühe machst. Hab ein paar schöne Feiertage mit deiner Familie.
Herzlichste Grüße
Anja