1. Advent

1. 

»Rick, mein Schatz. Du musst nach Hause kommen. Es ist dringend.« Die Stimme meiner Mutter klingt so verzweifelt, das meinen Puls automatisch in die Höhe schnellt.

»Was ist passiert?«, frage ich und versuche mir Szenarien auszumalen, die den Tonfall verursacht haben könnten. Mir fällt jedoch nichts ein. Mit meinem Vater habe ich erst gestern telefoniert. Da schien alles in Ordnung zu sein.

»Ich brauche deine Hilfe. Es ist wirklich wichtig«, antwortet sie kryptisch, was keineswegs beruhigend wirkt.

»Mama«, rufe ich ungeduldig ins Telefon. »Erzähl mit bitte, warum meine Anwesenheit so dringend erforderlich ist. Ist was mit Oma? Liegt ein Goldfisch im Sterben? Hat Nachbars Katze wieder auf eure Treppenstufe geschissen? Was ist los?«

»Was? Nein, also hier ist alles in Ordnung. Abgesehen von der Katze, aber das ist ein ganz anderes Thema.«

»Und was ist das Thema?«, unterbreche ich sie, bevor sie mir einen stundenlangen Vortrag über die Katze hält. Die sie eigentlich ziemlich liebt und füttert, sich nur über ihre Hinterlassenschaften aufregt. 

»Backen ist das Thema«, flüstert Mama so leise, dass ich sie kaum verstehe.

»Backen?«, wiederhole ich und runzle die Stirn auf der Suche nach irgendeinem Sinn. 

»Ja, ich brauche deine Hilfe. Wirklich, Rick. Kannst du am Wochenende herkommen und mir beim Backen helfen?«

»Ich dachte, du hättest eine Aushilfe und die Unterstützung von deinen Landfrauen.«

»Ach die«, grummelt Mama und seufzt schwer. »Du weißt doch, wie es in Vereinen zugeht. Jeder will sich nur auf Kosten der anderen profilieren und am Ende ist ... ist alles doof.« Sie seufzt erneut. Mein Pulsschlag beruhigt sich allmählich, denn immerhin scheint zu Hause alles in Ordnung zu sein. Abgesehen von dem üblichen Vereinsdrama.

»Hm, und die Aushilfe?«, erkundige ich mich erneut.

»Sie ist krank ... liebeskrank.« Mama flucht leise vor sich hin und bringt mich zum Grinsen. »Ihr Freund ist da und bleibt die ganze Weihnachtszeit bis Neujahr. Ich schätze, die beiden verlassen das Bett nicht.«

»Wie schön für sie«, murre ich und verspüre einen brennenden Schmerz im Brustkorb. Über Liebe will nicht nachdenken, denn dafür bin ich anscheinend nicht bestimmt.

»Also?«, fragt Mama. Sie schafft es, dieses eine Wort so zu betonen, dass es unmöglich ist, abzulehnen. 

»Ich komme.«

Und am Adventssonntag habe ich auch einen kleinen Gewinn für euch. Ich verlose zweimal eine Überraschungspost für euch. Es ist ein Briefumschlag mit ein paar süßen Kleinigkeiten (kein Buch!)... ein weihnachtlicher Gruß, der euch hoffentlich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. 

Ihr kennt das Spiel. Schreibt einen Kommentar unter den Post und nächste Woche verkünde ich die Gewinnenden. 

Viel Glück!